Das anatomisch-pathologische Labor des ZNA wird digital : Vom Mikroskop zum Bildschirm

 

Das anatomisch-pathologische Labor des ZNA wird digital : Vom Mikroskop zum Bildschirm

 

Louvain-la-Neuve (Belgien), 12/04/23 Wenn man zehn Leute fragt, was ein anatomischer Pathologe macht, bekommt man zehn verschiedene Antworten, darunter vielleicht auch einige falsche. Und doch ist die Anatomische Pathologie eine sehr wichtige Abteilung in Krankenhäusern. Ihre Aufgabe ist es, Krankheiten zu diagnostizieren und ihre Ursachen und die zugrunde liegenden Mechanismen zu untersuchen. Mit der TM-Microscopy-Lösung von Telemis funktioniert dieser Prozess jetzt noch schneller und reibungsloser als je zuvor.

 

 

Was genau macht ein anatomisch-pathologisches Labor eigentlich? Wir fragten Dr. Sabine Declercq, Pathologin und medizinische Koordinatorin des Labors in den ZNA und GZA-Krankenhäusern.

„Wir untersuchen die Gewebe- und Flüssigkeitsproben, denen Patienten von den anderen Abteilungen entnommen wurden, um die Krankheitsprozesse zu bestimmen“, erklärt sie. „Die Gewebe werden zuerst fixiert, um sie zu konservieren und anschließend in Scheiben (bis zu einer Größe von maximal 2 cm und einer Dicke von 3 mm) zu schneiden. Dann werden sie in kleine Kassetten gelegt. Dort wird ihnen das Wasser entzogen und sie werden in Paraffin eingebettet. Nachdem es ausgehärtet ist, können wir 0,004 Millimeter dicke Scheiben daraus schneiden.“

Die so gewonnenen Schnitte werden dann von Pathologen untersucht, um eine Diagnose zu stellen. Bis vor kurzem wurde dazu ein Mikroskop verwendet. Mit der TM-Microscopy-Lösung können Pathologen jetzt digitale Schnitte auf ihrem Computer betrachten.

 

Viel schneller... 
Digitale Bilder erfordern natürlich einen zusätzlichen technischen Schritt. Aber durch all die Vorteile der Digitalisierung wird diese Verzögerung mehr als wettgemacht.

„Man muss bedenken, dass wir ein großes Labor sind, das über mehrere Standorte verteilt ist, mit einem zentralen Labor und vier weiteren Standorten in verschiedenen Krankenhäusern, in denen insgesamt 18 Pathologen arbeiten“, erklärt Dr. Declercq. „Bis letztes Jahr mussten wir alle Schnitte physisch an die verschiedenen Standorte verteilen, damit sie unter dem Mikroskop untersucht werden konnten. Ein Satz Schnitte war für den Pathologen X im ZNA Jan Palfijn, ein anderer für den Pathologen Y im GZA-Krankenhaus Sint-Vincentius Campus, und so weiter.“

Das ist alles ziemlich kompliziert und zeitaufwändig, vor allem, wenn man bedenkt, dass man für jede Lieferung ein Taxi organisieren und anschließend nachhalten muss, was, wohin und wann verschickt wurde. Dank Telemis kann dieser ganze Verwaltungsaufwand entfallen. Sobald die Schnitte digitalisiert sind, sind die Bilder innerhalb einer Minute verfügbar und können von jedem auf seinem Computerbildschirm betrachtet werden.

„Wenn wir einen Spezialisten aus einer anderen Stadt oder gar aus einem anderen Land um eine zweite Meinung zu einem schwierigen Fall bitten wollen, spart diese Methode noch mehr Zeit“, ergänzt Dr. Declercq. „Gewebe ins Ausland zu schicken, zum Beispiel in die USA, ist ein echter logistischer Albtraum. Man muss nicht nur den Transport organisieren, sondern auch alle möglichen Genehmigungen einholen, da es sich um menschliches Gewebe handelt. Außerdem besteht beim Versand von Schnitten auf Glasobjektträgern eine Bruchgefahr. Indem wir mit digitalen Schnitten arbeiten, vermeiden wir all diese Umstände. Noch ist nicht jeder offen für diese Umstellung. Das ist bei neuen Technologien oft so. Deshalb sind wir manchmal noch gezwungen, physische Schnitte zu versenden.“

 

...und wesentlich effizienter
Abgesehen von der Zeitersparnis macht die Software aber auch die Arbeit des Pathologen viel einfacher. „Zum Beispiel führen wir manchmal fachübergreifende Besprechungen über bestimmte Patienten durch, insbesondere in der Onkologie. Wenn nun der Onkologe, der Chirurg oder der Radiologe Fragen hat, können wir die Bilder sofort hochladen und sie während der Besprechung gemeinsam erörtern.“

Es ist auch viel einfacher, Studenten an einem großen Computerbildschirm zu unterrichten und zu schulen als an einem Mikroskop. Auch Messungen lassen sich dadurch viel leichter vornehmen. 
„Wir haben jetzt ein Tool, mit dem wir sehr präzise digitale Messungen zwischen zwei Punkten vornehmen können, die bis auf einen hundertstel Millimeter genau sind. Vorher mussten wir dazu mit einem speziellen Okular am Mikroskop arbeiten und dann eine Umrechnung vornehmen.“

Und dabei haben wir noch nicht einmal die künstliche Intelligenz angesprochen, die vielleicht der größte Fortschritt überhaupt ist. Sie ist zwar in TM-Microscopy nicht enthalten, aber die Software ist mit vielen KI-Tools kompatibel. „Künstliche Intelligenz bietet ganz neue Möglichkeiten, wie zum Beispiel die exakte Zählung der gesunden und kranken Zellen. Diese Technologie setzen wir inzwischen ein.“

 

Hindernislauf
Wie wir im Krankenhaus erfahren haben, haben einige Pathologen zunächst gezögert, ihre Methoden und Gewohnheiten zu ändern. Das ist nicht verwunderlich, da Pathologen seit 1850 mit Mikroskopen arbeiten. Deshalb war es notwendig, die Umstellungen, die zur digitalen Untersuchung führten, schrittweise einzuführen. Aber als klar wurde, dass alles schneller ging, dass die Ergebnisse genauer waren und die Leute von zu Hause ausarbeiten konnten, schmolz der Widerstand dahin und die Umsetzung der Neuerungen beschleunigte sich. Seitdem zeigen unsere Gespräche mit Dr. Declercq, dass niemand mehr die Uhr zurückdrehen will.

 

Maßgeschneiderte Software
„Einer der Gründe, warum wir uns für Telemis entschieden haben, ist, dass es sich um eine junge Abteilung im Unternehmen handelt, die offen zusammenarbeitet und so die Software weiterentwickeln möchte. Außerdem verfügt die Lösung über eine sehr offene Schnittstelle, ist webbasiert und sorgt dafür, dass die Bilder für externe Benutzer in sicherer Form frei zugänglich sind. Dies steht in krassem Gegensatz zu den alten Plattformen, bei denen man einige technische Verrenkungen betreiben musste, bevor man die Bilder zu Hause ansehen konnte.

Da wir ein komplettes klinisches Labor sind, das die Software als klinisches Diagnose- und nicht als Forschungsinstrument einsetzen möchte, gehören wir zu den ersten, die TM-Microscopy einsetzen. 
Es gab zwar anfangs ein paar Anlaufschwierigkeiten mit der Software, weil ihr Hauptaugenmerk auf der Forschung liegt. Allerdings konnten wir sie durch die Zusammenarbeit mit Telemis auf unsere Bedürfnisse abstimmen. Natürlich haben wir nicht alles bekommen, was auf unserer Wunschliste stand, aber es ist uns gelungen, die Software an unsere Bedürfnisse anzupassen, und wir haben dazu beigetragen, die endgültige Plattform für die Nutzer mitzuentwickeln.“

Das Gespräch mit Dr. Declercq zeigt, dass eine der größten Stärken von TM-Microscopy ihre Anpassungsfähigkeit ist. Die Integration von TM-Microscopy mit dem LIS (Laboratory Information System von NeoPath) bei ZNA ist ein hervorragendes Beispiel dafür. Telemis passt sich an alle LIS-Systeme und an die Bedürfnisse der Kunden an, nicht umgekehrt. Dieser Artikel basiert auf einem Interview, das der Journalist Bart Bettens geführt hat.